Freundschaft mit "Ehrenvertrag"

Klaus Schnurpheil nimmt als Pate an dem Projekt "Plan haben" des Kriminalpräventiven Rates Süderbrarup teil und kümmert sich um einen Elfjährigen.

Klaus Schnurpheil, Marketingleiter einer Tiefkühlfirma, hat ein recht seltenes Hobby. Er ist ehrenamtlicher Pate eines verhaltensauffällig gewordenen Kindes im Rahmen des Projektes "Plan haben". Der Kriminalpräventive Rat des Amtes Süderbrarup hat das Projekt, bei dem sich Erwachsene als Ansprechpartner und Vertrauensperson für Kinder und Jugendliche engagieren, 2007 ins Leben gerufen.

Es ist die Chancenlosigkeit einzelner Jugendliche, die Schnurpheil nicht akzeptieren will und die ihn dazu zwingt, aktiv zu werden. "Ich erlebte in meiner Nachbarschaft Jugendliche, die keinen Plan hatten", erzählt der 63-Jährige. Er spricht von jungen Menschen, die schon durch ihre Herkunft von der Gesellschaft abgehängt worden seien und ihre Energie in Pöbeleien, Gewalt gegen Menschen oder Dinge und sogar in kleine Straftaten gesteckt hätten. "Mir ging es darum, den Brunnen zu schließen, bevor ein Kind oder Jugendlicher überhaupt merkt, dass man da auch reinfallen kann", so Schnurpheil.

Beim Jedermannsfest 2008 auf dem Süderbraruper Marktplatz wurde er auf das Projekt "Plan haben" aufmerksam. Er beschloss, daran teilzunehmen - als Pate. Nach einer Zeit, die Schnurpheil viel zu lang vorkam, aber aus organisatorischen Gründen notwendig war, stand er dann seinem Schützling auf Probe gegenüber. Der achtjährige Daniel (Name wurde geändert) stammt aus einem zerrütteten Elternhaus und war in der Schule wegen seiner Aggressivität aufgefallen. "Gesehen, beobachtet und gemocht", ist Schnurpheils Kurzbeschreibung der ersten Minuten, die auf neutralem Boden begannen und mit einer Kickerpartie endeten. Danach verabredeten sich die beiden wöchentlich, gingen gemeinsam einkaufen, spazieren, auf den Spielplatz und in den Zirkus, fütterten Enten, fuhren mit der Dampfeisenbahn oder besuchten die Miniaturstadt in der Tolk-Schau - alles Aktivitäten, wie sie normale Familien am Wochenende vorhaben. In den ersten Wochen spielt auch der Airedale Terrier "Randolph" eine wichtige Rolle als Bindeglied. Nach relativ kurzer Zeit freuten sich alle Beteiligten auf den nächsten Termin. Das turnusmäßige Treffen mit den Beratern von "Plan haben" betrachteten beide als Formsache - ebenso wie den dabei geschlossenen "Ehrenvertrag", in dem die Details der Beziehung geregelt werden.

Heute nach drei Jahren haben die beiden ihre Treffen von einer Stunde auf einen ganzen Nachmittag pro Woche ausgedehnt. Daniel ist zur weiterführenden Schule gewechselt und ist stolz auf sein Zeugnis, in dem alle Rubriken mit Grün und Gelb bewertet sind. "Sicherlich könnte er in der Schule noch besser sein, wenn er mehr gefordert würde", meint Schnurpheil. Doch das sei nicht seine Aufgabe als Partner und Freund.

Daniel selbst, der heute elf Jahre alt ist, ist mit dem Arrangement von "Plan haben" sehr zufrieden und macht aus dem Verhältnis zu seinem Paten auch kein Geheimnis. "Meine Kumpels finden das gut oder cool", erzählt er und an Schnurpheil gewendet: "Ich will dich noch mehr als 15 Jahre behalten." Auch sein Pate gibt zu, dass er von dem Verhältnis profitiert, das für Außenstehende aus unendlichen verbalen Kabbelleien besteht: "Daniel fragt viel und bringt neue Ideen rein", stellt Schnurpheil fest. Man käme dabei auf Dinge, auf die man selbst nicht kommen würde. Und auch er möchte dieses Hobby, bei dem er sich manchmal wie ein Großvater vorkommt, auf keinen Fall in absehbarer Zeit aufgeben.

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