Hilfe für Jugendliche: „Plan haben“ sucht dringend Männer als Paten

Sie sind Kummerkasten, Antreiber und Freund zugleich: Seit acht Jahren setzen sich die Paten des Jugendprojekts „Plan haben“ erfolgreich dafür ein, jungen Menschen Orientierung zu geben. Der Bedarf an Paten ist groß. Vor allem Männer werden dringend gesucht.

Die Basis einer Patenschaft im Sinne des Projekts „Plan haben“ ist ein Ehrenvertrag. Mit ihrer Unterschrift bekräftigen Pate und Patenkind, Termine einzuhalten, Ziele gemeinsam umzusetzen, Schwierigkeiten anzusprechen sowie ehrlich miteinander umzugehen. Derzeit haben zwölf Schleswiger Jugendliche auf diese Weise einen Paten gefunden – einen Menschen, mit dem sie über ihre Probleme reden können, der sie motiviert und ihnen Ziele aufzeigt.

Vor acht Jahren hat der Kriminalpräventive Rat das Jugendprojekt ins Leben gerufen. Das Gremium wollte damit der Jugendkriminalität den Kampf ansagen. Jugendliche, die eine Aufgabe, einen „Plan“ haben, hätten eine große Chance, nicht in die Kriminalität abzurutschen, so der Kerngedanke. Belegt wird diese These durch Erfahrungen aus London. Mit Hilfe eines Patenschaftsprojekts konnte die Jugendkriminalität in der britischen Hauptstadt um 90 Prozent gesenkt werden.

Eine Patenschaft im Sinne von „Plan haben“ ist kein Vollzeitjob. Einmal wöchentlich treffen sich Pate und Patenkind. Was sie unternehmen, ist allein ihre Sache. Gespräche, Kino, Schwimmhalle – oder mal ein Besuch in der Bücherei. In vielen Fällen wird aus der Patenschaft eine Freundschaft – wie bei der Polizeibeamtin Sandra Schirmacher (41). Im April 2005 wurde sie Patin einer damals 17-Jährigen. „Als ich sie kennen lernte, war sie ein introvertiertes Mädchen mit wenig Selbstvertrauen“, erinnert sich Sandra Schirmacher an die ersten Treffen. Heute stellt sich das Bild anders dar. „Sie ist aufgeschlossener und gesprächiger geworden.“ Gemeinsam sei man durch dick und dünn gegangen. Seit drei Jahren währt die Patenschaft. Schirmacher: „Stolz macht es mich, wenn mich mein Patenkind gegenüber anderen als Freundin vorstellt.“

Wie entstehen Patenschaften? Wie finden Pate und Patenkind zueinander? Diese Aufgabe übernimmt die Lenkungsgruppe „Plan haben“, in der unter anderem die städtische Gleichstellungsbeauftragte Karin Petersen-Nißen und der Polizeibeamte Volker Kumm mitarbeiten. Sie diskutieren, welcher Pate zu welchem Jugendlichen passt. Das Prinzip: Frauen betreuen Mädchen. Männer betreuen Jungen. Das Diakonische Werk ist der Lenkungsgruppe eine große Hilfe. Karin Petersen-Nißen: „Die Diakonie hat einen guten Einblick in Familien, die eine Hilfe gut gebrauchen können.“
Jugendliche, die einen Ansprechpartner bräuchten, gibt es zwar genug. Es fehlt allerdings an männlichen Paten. Sie werden dringend gesucht. Denn die meisten „Patenkinder“ sind Jungen. Viele von ihnen stammen aus einer Familie, in der eine Mutter ihre Kinder allein erzieht. Die Jungen benötigen einen väterlichen oder großväterlichen Freund.

Eine Aufgabe, die auch für den Paten in den meisten Fällen bereichernd und motivierend sein kann. So wie bei Sandra Schirmacher. Sie unterstützte ihr Patenkind bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz: „Zur riesigen Freude aller wird mein Patenkind im Sommer dieses Jahres ihre Lehre abschließen.“

Wer sich für die Übernahme einer Patenschaft interessiert, wendet sich an Karin Petersen-Nißen (Tel. 0 46 21 /- 814 150)

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